Wenn ein Schaden am Auto entsteht, stellt sich oft die Frage, ob ein Kfz-Gutachten oder ein Kostenvoranschlag sinnvoller ist. Beide Dokumente haben ihre eigene Bedeutung und spezielle Einsatzbereiche. In diesem Beitrag erläutern wir die Unterschiede und rechtlichen Grundlagen beider Optionen.
Das erwartet Sie hier:
Was ist ein Kostenvoranschlag?
Ein Kostenvoranschlag ist eine detaillierte Auflistung der voraussichtlichen Kosten für die Reparatur eines Fahrzeugs. Es handelt sich dabei um eine Zusicherung, einen Auftrag zu einem festgelegten Preis auszuführen. Dieser Kostenvoranschlag bezieht sich immer auf das Unternehmen, das ihn erstellt hat und normalerweise auch die Reparatur durchführt.
Es gibt grundlegend zwei Arten von Kostenvoranschlägen: unverbindliche und verbindliche. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass bei einem unverbindlichen Kostenvoranschlag die tatsächlichen Kosten den geschätzten Betrag um einen bestimmten Prozentsatz (in der Regel bis zu 20 %) übersteigen dürfen. Bei einem verbindlichen Kostenvoranschlag hingegen müssen die vorhergesagten Kosten genau eingehalten werden. Somit trägt bei einem unverbindlichen Kostenvoranschlag der Kunde ein gewisses Risiko, während bei einem verbindlichen Kostenvoranschlag das Risiko bei der Werkstatt liegt.
Wann ist ein Kostenvoranschlag zur Schadensabwicklung ausreichend?
Ein Kostenvoranschlag eignet sich generell zur Schadensabwicklung bei kleineren Schäden (Bagatellschäden). Der Geschädigte sollte sich jedoch ein wenig mit der Materie auskennen und über seine Rechte und Pflichten, insbesondere in Bezug auf Gewährleistung und eventuelle Schadenersatzansprüche, informiert sein. Zudem sollte mit der Versicherung vorab geklärt werden, ob die Kosten für den Kostenvoranschlag übernommen werden – dies sollte schriftlich erfolgen.
Kosten für die Erstellung eines Kostenvoranschlags
Ob für einen Kostenvoranschlag eine Gebühr berechnet wird, hängt von der jeweiligen Werkstatt ab. Viele Betriebe verlangen mittlerweile eine Gebühr für die Erstellung von Kostenvoranschlägen, insbesondere wenn daraus kein konkreter Reparaturauftrag resultiert. Die Kosten für einen Kostenvoranschlag liegen meist im zweistelligen Bereich, in der Regel zwischen 50 und 100 Euro. Einige Werkstätten berechnen die Gebühr auch in Abhängigkeit von der Schadenshöhe, wobei etwa 10 % der ermittelten Summe üblich sind.
Was ist ein KFZ-Gutachten?
Ein Kfz-Gutachten ist eine fundierte Einschätzung zu einem bestimmten Sachverhalt, die nur von einem qualifizierten Kfz-Sachverständigen durchgeführt werden darf. Es handelt sich dabei um eine detaillierte und begründete Darstellung, die dazu dient, den Zustand und die Schäden eines Fahrzeugs präzise zu erfassen.
Der Hauptzweck eines Kfz-Gutachtens besteht darin, die genauen Schäden am Fahrzeug zu dokumentieren und eine verlässliche Einschätzung des voraussichtlichen Reparaturaufwands zu liefern. Dies ist besonders wichtig, um sicherzustellen, dass alle relevanten Schäden korrekt erfasst und bewertet werden. Der Gutachter, der über umfassende Fachkenntnisse und Erfahrung verfügt, führt eine gründliche Untersuchung des Fahrzeugs durch, um alle Schäden zu identifizieren und zu dokumentieren.
Ein Kfz-Gutachten enthält mehrere wesentliche Elemente:
Detaillierte Schadenserfassung: Alle sichtbaren und eventuell versteckten Schäden werden genau beschrieben und fotografisch festgehalten.
Kalkulation der Reparaturkosten: Eine präzise Schätzung der Kosten, die für die Reparatur des Fahrzeugs erforderlich sind, wird erstellt. Dies umfasst Arbeitskosten, Materialkosten und eventuell notwendige Ersatzteile.
Bewertung des Fahrzeugwertes: Der Wert des Fahrzeugs wird sowohl vor dem Schaden als auch nach dem Schaden eingeschätzt. Dies hilft, die wirtschaftliche Tragweite des Schadens zu verstehen.
Eventuelle Wertminderung: Mögliche Wertverluste des Fahrzeugs aufgrund des Schadens werden berechnet und dokumentiert.
Wann ist ein KFZ-Gutachten sinnvoll?
Ein Gutachten ist immer zu empfehlen, da der Laie die Intensität des Schadens und die Reparaturkosten nicht einschätzen kann. Wird es von einem unabhängigen Sachverständigen erstellt, bietet es eine ausführliche und objektive Bewertung des Schadens. Im Gegensatz dazu handeln Versicherungsgutachter oft im Interesse des Versicherungsunternehmens, was zu Interessenkonflikten führen kann.
Das Gutachten dient der Versicherung als Grundlage für die spätere Schadensregulierung und besitzt, im Gegensatz zum Kostenvoranschlag, eine beweissichernde Funktion. Dies bedeutet, dass das Gutachten im Falle von Streitigkeiten als verlässliches Beweismittel verwendet werden kann, um den genauen Schadenumfang und die erforderlichen Reparaturkosten zu belegen. Durch die Erstellung eines Kfz-Gutachtens wird somit eine transparente und faire Abwicklung des Schadenfalls gewährleistet.
Wer zahlt das KFZ-Gutachten?
Bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall übernimmt in der Regel die gegnerische Versicherung die Kosten für das Schadensgutachten. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zählen die Kosten für das Gutachten zu den unfallbedingten Kosten. Daher werden sie vom Unfallverursacher bzw. dessen Kfz-Haftpflichtversicherung übernommen. Dies gilt auch dann, wenn die Versicherung ihrerseits ein Gutachten in Auftrag gegeben hat.
Fazit
Ein Kostenvoranschlag ist eine Betriebsgebunde grobe Einschätzung. Ein Gutachten hingegen wird herstellergebunden nach Herstellervorgaben erstellt. Zudem werden die Wertminderung, der Wiederbeschaffungswert, die Reparaturdauer sowie u.a. die Mietwagenkosten angegeben.
Gutachter Keser – Im Schadenfall jederzeit für Sie da!